Allgemeine Tipps zum Lernmanagement
“Ich würde ja gern meine Fremdsprachenkenntnisse verbessern, aber ich habe nicht die Zeit dazu.”
Viele Lernende sind gefangen in der Vorstellung, dass Sprachenlernen zu Hause am Schreibtisch stattfindet und Stunden dauert. Das muss aber nicht sein. Es ist viel effektiver, kleinere “Häppchen” über die Woche zu verteilen als nur an einem Tag zwei Stunden mit Hausaufgaben und Übungen zuzubringen. Wir haben ein paar Tipps zusammengestellt, die Sie zum Nach- und Umdenken anregen sollen – hier ist Ihrer Kreativität keine Grenze gesetzt.
Effektives Lernen beinhaltet, das neue Wissen praktisch anzuwenden. Das können wir in solchen Momenten tun, die ansonsten nicht ausgefüllt sind:
Zahlen üben: Wenn wir an der Bushaltestelle auf unseren Bus warten oder an der Ampel stehen, können wir die Zahlen auf den Nummernschildern vorbeifahrender Autos in der Fremdsprache ausdrücken. Oder wir kombinieren es mit der nächsten Idee...
Buchstaben üben: In derselben Situation können wir Alltagsbeschilderungen im fremdsprachigen Alphabet buchstabieren – Werbung auf Bussen, Überschriften auf Plakaten, Nummernschilder...
Farben / Wortschatz üben: Wenn wir auf den Beginn eines Seminars / beim Arzt / an der Schlange im Supermarkt warten, können wir in Gedanken die Kleidung oder das Aussehen der Menschen um uns herum beschreiben.
Hypothesen formulieren: Abends beim Zähneputzen können wir den Tag durchgehen und spekulieren, was anders hätte laufen können oder was wir am nächsten Tag machen wollen.
Wir sollten mit offenen Augen durch unseren Alltag gehen und entdecken, wo wir der Fremdsprache begegnen oder begegnen können.
Beispiel “Liedtext”
Wie oft kommt es vor, dass wir bei einem Lied im Radio nur einen Teil verstehen. Hier kann es helfen, den Liedtext nachzuschlagen und beim Hören mitzulesen. Wenn das Lied das nächste Mal im Radio läuft, fällt es uns viel leichter, das Gesungene zu verstehen – wir können mitsingen und uns vielleicht Redewendungen merken und so in unseren aktiven Wortschatz übernehmen.
Beispiel “Bezeichnungen für Lebensmittel”:
Wir können nach Sarreguemines fahren und uns im Supermarkt die Produktnamen angucken und einen Einkaufszettel auf Französisch schreiben (den kann man dann auch beim Einkauf zu Hause benutzen). Dadurch erhält unser Gedächtnis eine ganze Fülle an Hilfen:
- die lebendige Erfahrung des Supermarkts mit all den Reizen, die wir sehen / hören / riechen / fühlen,
- der Gang durch die Regalreihen, bei dem wir Bewegung mit diesen Eindrücken verbinden,
- das Aufschreiben der Vokabeln, wenn wir uns den Einkaufszettel schreiben.
Und natürlich sollten wir bewusst Gelegenheiten suchen:
- öfter mal etwas im Internet auch in der Fremdsprache nachschlagen,
- die Nachrichten in der Fremdsprache hören / lesen / sehen,
- einen Urlaub oder eine Fortbildung im Zielland buchen,
- in einer internationalen Gruppe den Kontakt suchen zu den Menschen, die unsere Zielsprache sprechen usw.
Wer kennt nicht das Gefühl, dass man große Ziele hat, aber dann frustriert aufgibt, weil es gar nicht zu schaffen ist...
Das Geheimnis erfolgreichen Lernens liegt darin, realistische Ziele zu formulieren und sich immer wieder über kleine Erfolge zu freuen.
Hier ein paar Beispiele:
- Wieviel Zeit? Für den Anfang reicht es, drei oder vier Mal pro Woche 10 oder 15 min Zeit einzuplanen. Wenn das zur Gewohnheit geworden ist, dann kann man das auf mehr Tage oder eine längere Zeitspanne erweitern.
- Flüssiger sprechen? Das schafft man nicht in einem Monat – das braucht viel mehr Übung. Ein realistisches Ziel kann es sein, weniger Pausen zu machen oder kürzere Pausen zu brauchen. Wenn man es ganz genau wissen will, kann man sich regelmäßig zum Monatsende selbst aufnehmen und genau schauen, was sich an den Pausen verbessert hat. Dabei ist jede Verbesserung, sei sie auch noch so klein, ein Erfolg und ein Grund, auf das Erreichte stolz zu sein.
- Wortschatz erweitern? Jeder hätte gern einen umfangreichen Wortschatz und in jeder Situation die passende Vokabel parat. Das ist jedoch äußerst langwierig. Oft reicht es aus, einen Begriff zu umschreiben, um uns verständlich zu machen. So sinkt der Druck und wir können uns auf einige wenige Vokabeln pro Woche konzentrieren.
- Endlich all die Fehler loswerden, die man immer wieder macht? Am besten, man konzentriert sich auf einen Fehler und versteht, was man ändern muss (Beispiel “discuss” - siehe Fehlerkartei, oder ich will aufhören, “information” in Englisch in der Mehrzahl zu benutzen, weil das Wort da keine Mehrzahl hat). Jedes Mal, wenn man den Begriff oder die Struktur verwendet, erinnert man sich nun an die richtigen Beispiele, die man nachgeschlagen hat (z.B. “I found a lot of information”, “the missing piece of information”), und verwendet sie. Wenn man das Gefühl hat, dass dieser Fehler nur noch selten auftritt, dann wird es Zeit für den nächsten...